Die Rehbach Personal-Service GmbH präsentiert: Neuzugang Dennis Nawrocki
Die Strecke von Cuxhaven nach Hagen ist überschaubar. Keine 350 Kilometer sind es von der Küste bis an die Volme. Und doch zieht es sich an diesem Freitagnachmittag. Klar, Berufsverkehr. Da hilft es wenig, dass die Sonne langsam aber sicher immer mehr ihren Dienst verrichtet und von einem wolkenlosen Himmel hernieder brennt. Könnte schlimmer sein. Könnte besser sein. Es ist, was es ist. Eine gewisse Parallele zu dem, was zwischen Oktober und Mai auf dem Parkett passiert, ist schnell erkennbar. Kontrolliere, was du kontrollieren kannst. so hat es Dennis Nawrocki schon immer gehalten – und sein eigenes Schicksal damit selbstbestimmt in die Hand genommen.
Es ist eine kleine Cinderella-Story, die der Guard in den vergangenen Jahren hingelegt hat. Immerhin war er anno 2016 bereits kurz davor die Sneakers an den Nagel zu hängen. „Ich war zuvor in Cuxhaven und Kirchheim, aber mit mir und meinem Spiel überhaupt nicht glücklich“, berichtet Nawrocki, und fügt an. „Da lag es nahe, zunächst zurück in die Heimat zu gehen.“ Nach Braunschweig. Um dort für sich selbst zur Ruhe zu kommen. Den Fokus anders zu setzen. Sich neu zu kalibrieren. Allerdings, ohne dabei komplett auf Basketball zu verzichten. Nawrocki zockt mit Kumpels in der Oberliga, während „ich in dieser Zeit zwei Jobs parallel hatte.“ Das normale Leben abseits des Feldes setzt ein. Dafür: Weniger Reisestress, weniger Training, weniger Trubel, weniger Druck.
Coach Benjamin Travnizek, für den Nawrocki bereits ganz zu Beginn seiner Karriere in Wolfenbüttel sein Zweitligadebüt feierte, ist entscheidend daran beteiligt, den Guard wieder mit alten Weggefährten zu vereinen. „Wir hatten viele Jungs beisammen, die sich bereits aus der Jugend kannten und unterhalb der Profischiene etwas bewegen wollten“, erinnert Travnizek sich. „Dass wir direkt von der Oberliga in die Regio aufgestiegen sind und auf Landesebene den Pokal geholt haben, ist definitiv der Beleg dafür, wie sehr die Truppe für die gemeinsame Sache gebrannt hat.“ Ein treibender Faktor dabei ist Nawrocki, der nach Aussage von Travnizek vor allem „ganz viel Hustle bringt und nie vor der Extrameile zurückschreckt.“
Es ist diese Unbeschwertheit des Spiels, die wir alle lieben. Die uns eint. Die einen nie loslässt. Die dazu führt, dass vielleicht ad acta gelegte Träume wiederbelebt werden und durch einen kleinen Funken wieder zu brennen beginnen. Es sind die Zocks mit den alten Freunden, die Nawrocki in Form halten, ehe die Braunschweiger Profis verletzungsbedingt auf der Suche nach Trainingsspielern auf das Eigengewächs zurückgreifen. Headcoach Frank Menz findet Gefallen an dem Flügel und bindet ihn ab Mitte der Hinrunde 2017/2018 fest in die Bundesliga-Rotation ein. „Das hat mir gezeigt, dass ich auf diesem Level mithalten kann“, erinnert Nawrocki sich. Im Jahr darauf ist er Teil eines jungen, wilden, hungrigen Löwen-Rudels, des es bis in die Playoffs schafft und dort auf den großen FC Bayern München trifft. Zwar erweisen sich die Bajuwaren erwartungsgemäß in drei Partie als eine Nummer zu groß, doch bei der 77:87-Niederlage zum Abschluss der Viertelfinalserie ist Nawrocki mit drei von vier Dreiern und einem Plus/Minus-Wert von +14 einer der resilientesten Braunschweiger.
Es ist genau diese Erfahrung, gepaart mit den darauffolgenden Stationen in Jena (2019-2021), Gießen (2021/2022) und Rostock (2022/2023), die aus dem 1,93 Meter-Mann einen waschechten Routinier werden lassen. „Ich habe gelernt, was es braucht, um beständig auf auf hohem Niveau arbeiten zu können – das schließt vor allem die täglichen Trainings ein“, berichtet Nawrocki. Basketballprofi als das, was es ist: Ein Vollzeitjob. „Die Vorstellung, dass du als Spieler für zwei Stunden in der Halle stehst und ansonsten gemütlich im Kaffee sitzen und die Sonne genießen kannst, geht weit an der Realität vorbei.“ Stattdessen sind ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Eigenverantwortung gefragt. „Ich habe vor einigen Jahren bewusst meine Ernährung umgestellt, achte sehr genau auf meinen Schlaf und versuche meinen Körper auch während der Offseason in Form zu halten. Dazu kommen während der Saison noch Extraeinheiten in der Halle und kontinuierliche Arbeit mit dem Athletiktrainer.“ Nichts wird dem Zufall überlassen. Schon gar nicht, wenn es um die eigene Geschichte geht – ob in der Zukunft oder der Vergangenheit.
Wer dies unbedingt nachprüfen möchte, sollte Nawrocki einmal auf das NBBL TOP4 2011 ansprechen. Zwar habe ihm die Erfahrung, sich auf höchstem deutschen Jugend-Level mit Gleichaltrigen zu messen, nach eigener Aussage nicht wahnsinnig viel gegeben. Jedoch ist er mit viel Energie dabei, seine Braunschweiger Truppe gegenüber anderen namhaften Mannschaften zu verteidigen. „Wir hatten definitiv eines der besten, wenn nicht sogar das beste NBBL-Teams aller Zeiten“, postuliert er. Es ist ein schöner Aufhänger für leidenschaftliche Diskussionen. Das Argument für die Junior Phantoms: Neben Nawrocki, der im Halbfinale gegen Breitengüßbach mit elf Zählern zu gefallen weiß, steht mit Dennis Schröder und Daniel Theis ein späteres NBA-Duo im Kader. Ganz schön viel jugendliche Feuerkraft, mit der die Löwenstädter aufwarten. Zum Vergleich: In Leverkusen bleibt die Generation um Mathis Mönninghoff, Martin Breunig und TJ Jönke unvollendet. Für Jena gehen einst neben Johannes Voigtmann mit Anselm Hartmann, Jakob Krumbeck oder Julius Wolf diverse U17-Nationalspieler auf Korbjagd. Anno 2018 gewinnt ALBA dank Franz Wagner, Jonas Mattisseck, Malte Delow sowie Hendrik Drescher den NBBL-Titel.
Was im Jugendbereich geschehen ist, bleibt als schöne Erinnerung bestehen. Im Hier und Jetzt liegt der Fokus voll auf der Vorbereitung auf die Saison 2023/2024. „Es ist über die ProA hinaus spürbar gewesen, dass sich in Hagen etwas getan, etwas bewegt hat“, verrät Nawrocki. „Chris kenne ich noch aus seiner Zeit in Bremerhaven, als ich für Kooperationspartner Cuxhaven spielte, weswegen wir ohnehin immer lose im Kontakt waren. Ich freue mich darauf, jetzt Teil dessen zu sein, was hier angestoßen wurde. Dies fortzusetzen, ist mein Anspruch.“ Es kann nur helfen, dass er neben Coach Harris zudem eine enge Verbindung zu den Gießener Jungs im Phoenix-Kader hat. „Mit Bjarne und Timbo habe ich vor zwei Jahren bei den 46ers gespielt, das ist auf alle Fälle schonmal förderlich.“ Und Jetzt? In Hagen?! Nawrocki: „Ich sehe es als meine Aufgabe an, dem Team mit meiner Erfahrung zu helfen und Verantwortung zu übernehmen.“
Wo genau Dennis Nawrocki und seine Frau in der kommenden Saison ihr Klingelschild befestigen werden, steht noch nicht fest. Die Wohnungssuche läuft auf Hochtouren. Sicher ist allerdings, dass ihre Basis an der Volme ist, die Verwandtschaft an der Küste und in Braunschweig jedoch nur wenige Autostunden entfernt lebt – wenn der Verkehr mitspielt. Der Fokus allerdings liegt auf dem, was sportliche ansteht. Nawrocki: „Auf dem Feld ziehe ich viel Energie aus dem Zusammenspiel mit den Fans – allein deswegen bin ich bei Phoenix an der richtigen Adresse!“