Walking on a dream

Die Rehbach Personal-Service GmbH präsentiert: Neuzugang Lennart Boner

Die Zeiten, in denen viel und akribisch recherchiert werden musste, um etwas über einen Spieler zu erfahren, sind weitestgehend passé. Wer in jungen Jahren halbwegs talentiert ist, kommt an irgendeinem Punkt seiner Karriere mit dem System in Berührung, welches es Talenten ermöglichen soll sich stetig nach oben zu arbeiten. Genau dafür sind JBBL und NBBL schließlich da. Um eine Platform zu bieten, von welcher aus der Sprung in den Profisport realistisch machbar ist. Hinzu kommen YouTube, Instagram und Co. – niemand bleibt unbeobachtet. Doch es gibt Ausnahmen, die erfrischender daher kommen als jede sommerliche Brise.

Als sein Telefon klingelt, hat er gerade das Fitnessstudio verlassen. Normalerweise würde er auf dem anstehenden Heimweg in die nächste U-Bahn springen, doch dann bräche wahrscheinlich die Verbindung ab. „Ganz ehrlich, da mache ich doch lieber einen kleinen Spaziergang“, gibt Lennart Boner zu und macht sich mit langen Schritten die Düsseldorfer Kö entlang. „Ich war zwar schon in Urlaub, aber so kann ich trotz meiner täglichen Routinen auch hier noch das gute Wetter genießen.“ Drei Wochen war er mit seiner Freundin unterwegs. Einmal quer durch Südostasien. Wohlwissend, dass er auch jetzt trotz ruhendem Spielbetrieb nicht auf der faulen Haut liegen darf. „Ich nutze die Offseason, um mich fit zu halten und individuell zu arbeiten, damit ich zum Start der Vorbereitung für das bereit bin, was mich in Hagen erwartet.“

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Kommt vom Rhein an die Volme: Lennart Boner (Foto: Norbert Schulz)

Was erwartet ihn? Ein Club, der den ersten Playoff-Einzug seit fünf Jahren im kommenden Frühjahr bestätigen will. Eine Fanbase, die Lust auf mehr hat. „Das wird ein Spiel mit der Erwartungshaltung“, ordnet Boner die sportliche Herausforderung für sich ein. „Genau darin liegt der Reiz. Sowohl für die Organisation als auch für mich.“ Es geht darum, den nächsten logischen Schritt zu machen. Ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verleugnen oder gar zu vergessen. Lennart Boner weiß, woher er kommt. Er ist sich dessen bewusst, und kann stolz darauf sein. Denn obwohl der 30-Jährige schon über die Hälfte seines Lebens mit dem orangefarbenen Freudenspender flirtet, ist er in Basketballkreisen ein noch kaum beschriebenes Blatt. Dabei ist seine Geschichte eine, mit der sich die meisten werden identifizieren können. Und eine, die längst überfällig ist, erzählt zu werden.

Don’t stop, just keep going on

Boner ist einer dieser Jungs, die aus der Liebe zum Spiel zocken. Nicht für den Ruhm, nicht für die Show. Er spielt mit Kumpels, in miefigen und abgeranzten Hallen, unter freiem Himmel auf jedem noch so unzugänglichen Freiplatz. Oder wie er sagt: „Ich habe zehn Jahre vor mich hingedaddelt.“ Diese unschuldige Daddelei weckt allerdings das wachsame Auge von Daniel Kehl, der den Schlaks prompt mit zu einer Herrenmannschaft schleppt. „Hätte es ihn nicht gegeben, wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, dass Basketball für mich mehr als nur ein Hobby sein kann.“ Der Hustle beginnt.

Einer der ebenfalls früh hinschaut und auf den in den WBV-Niederungen abliefernden Center aufmerksam wird, ist Florian Flabb. Die beiden teilen eine gemeinsame Vergangenheit. „Wir haben eine zeitlang zusammen in Venlo studiert und mit noch ein paar weiteren Jungs regelmäßig Fahrgemeinschaften gebildet“, berichtet Flabb. „Da sind einige Autostunden zusammengekommen, durch die eine enge und sehr gute Verbindung entstanden ist. Das ist aber nicht verwunderlich, denn Lennart ist ein feiner Mensch mit einem riesigen Herzen.“ Bei all den Lorbeeren fügt Flabb mit einem unmissverständlichen Augenzwinkern an: „Aber als Beifahrer ist er ein mieser DJ.“ Niemand ist perfekt. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, die eigenen Stärken zu erkennen, diese zu kultivieren und so das Maximum aus sich heraus zu holen.

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Wenn sich denn eine passende Gelegenheit dazu ergibt. Oder diese auf dem Silbertablett unterbreitet wird. Genau dies tut Flabb, als er in Düsseldorf noch als Co-Trainer tätig ist, den kontinuierlichen Aufbau der Giants jedoch strategisch mit entwickelt und begleitet. „Ich hatte mich schon in der Regionalliga um ihn bemüht. Deswegen war ich umso glücklicher, als er sich auf den Club eingelassen und damit einen Schritt aus der eigenen Komfortzone heraus getan hat“, erinnert Flabb sich. „Wir wollten hier Identität schaffen – da hat er perfekt ins Profil gepasst.“ Es sind gleich mehrere Faktoren, die in der Landeshauptstadt zusammenkommen und sich gegenseitig positiv verstärken – vor allem auf dem Feld.

Mit seinen 2,07 Metern und einer ordentlichen Bewegungsfähigkeit ist Boner wie gemacht für den modernen Basketball. Vor allem für jene Art, die Flabb in Düsseldorf spielen lässt. Dem eigenen Wurf wird konsequent nachgegangen, das offensive Brett fast dauerhaft mit mindestens vier Akteuren attackiert. Das bringt im Idealfall viele zweite Chancen, ansonsten hilft es den ballführenden Gegner direkt nah dessen Grundlinie aufzunehmen. Auftritt: Lennart Boner. In seinen drei Jahren am Rhein greift er sich stets mehr als drei Offensiv-Rebounds pro Spiel, verwertet die eingesammelten Abpraller entweder selbst oder füttert dank guter Passfähigkeit die freien Schützen entlang des Perimeters. „Mit ihm am Brett haben wir diese Philosophie extrem gemolken“, konstatiert Flabb.

Never looking down, I’m just in awe of what’s in front of me

Zwar scheint Boner in den vergangenen drei Saisons vermeintlich selbstverständlich für Düsseldorf der Leuchtturm in der Mitte gewesen zu sein, doch weit gefehlt. Als die Giants 2022 bis ins ProB-Finale vordringen und damit das Ticket zur ProA lösen, steht eine schwere Entscheidung an. „Ich liebe Basketball. Wann immer es geht konsumiere ich Spiele verschiedenster Ligen“, leitet Boner ein. „Doch für mich selbst habe ich das Spiel lange nicht komplett ausreizen können. Mit dem Aufstieg war klar, dass ich mich würde entscheiden müssen, ob ich diesen Schritt mitgehe – was nur mit dem entsprechenden Fokus geht. Auf diesem Level einen regulären Job auszuüben und drei- oder viermal abends zu trainieren, damit ist es in der ProA nicht getan.“ Er lässt sich auf dieses Abenteuer, dieses neue Kapitel in seiner Vita ein. Und meistert die damit verbundenen, im Verlauf der Saison 2022/2023 auftauchenden Hürden mit Bravour.

„Wenn im vergangenen Jahr etwas herausgestochen hat, dann die Tatsache, mit welcher Professionalität er den Wechsel zum Vollzeit-Basketballer hinbekommen hat“, zeigt Flabb sich noch immer begeistert. „Er hat das richtige Mindset, seinen Tagesablauf rund um die Trainings und Spiele zu organisieren. Den deutlich gestiegenen Workload hat er auch deswegen so gut weggesteckt, weil er sich gewissenhaft um seine Fitness und seinen Körper gekümmert hat.“ Mit dem Ergebnis, dass Boner in der abgelaufenen Spielzeit eine der positiven Bereicherungen für die ProA ist. Seine 8,8 Rebounds pro Spiel stellen ligaweit den vierthöchsten Wert dar. Die Konkurrenz schafft es kaum, den Pivoten vom offensiven Brett fernzuhalten – womit er das gesamte Giants-Team im Spiel hält. Boners durchschnittlich 3,1 Offensiv-Rebounds sind genau ein Viertel aller zweiten Chancen, die Düsseldorf als Team generiert (12,4) – keine andere Mannschaft in der ProA kann einen besseren Wert vorweisen.

In der Reihe der sich für ihn öffnenden Türen ist jene, die ihn diesen Sommer nach Hagen führt, ein nächster Schritt nach vorn. Wieder raus aus der Komfortzone. Rein in eine Situation, wo Boner abermals dazu beitragen soll, eine Identität zu schaffen, mit dem Club an der Verfolgung eines gemeinsamen Zieles zu arbeiten. Deswegen genießt er den Spaziergang telefonierend die Kö entlang noch umso mehr. „Die Giants und die Stadt zu verlassen, tut definitiv weh“, gesteht er. „Nach drei tollen Jahren habe ich für mich jedoch das Gefühl, am Ende meiner Düsseldorf-Reise angekommen zu sein. Umso glücklicher bin ich, bei Phoenix eine für mich neue Situation vorzufinden, die auf ganz vielen Ebenen eine spannende Herausforderung darstellt.“ In Bälde steht der Umzug an, denn „trotz der Nähe zur Heimat will ich mich in Hagen heimisch fühlen, und pendeln ist keine Option.“ Ab da kann er in seiner raren Freizeit entlang der Volme flanieren und sich vom rauen westfälischen Charme der Vier-Flüsse-Stadt umgarnen lassen – ob mit oder ohne Telefon am Ohr.

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