Knapp 400 Kilometer trennen die Ischelandhalle und die Arena Hohenlohe voneinander. Eine Distanz, welche in den vergangenen Tagen gleich mehrfach zurückgelegt wurde. Final zum fünften und entscheidenden Spiel einer großartigen Viertelfinalserie, die aus neutraler Sicht betrachtet auch gern über neun oder mehr Partien hätte gehen können.
Da war alles dabei. Defensiv starke Vorstellungen. Offensive Ausbrüche, eine überragende Choreo in der Ischelandhalle. Noch vor dem vierten Spiel hatte Chris Harris seine Starting Lineup umgestellt. Den Zauberern sollte mit Größe beizukommen sein. Uhlemann, Krslovic und Bohannon zugleich auf dem Feld – das ist mal eine Ansage. Und ein Experiment, das noch wenige Wochen zuvor gegen Bremerhaven so gar nicht funktioniert hatte. Was gegen die Eisbären nach hinten losging, zündet gegen die Merlins. Und reisst die Serie nach 1:2-Rückstand noch herum.
Wer nicht daran glaubt, dass ein solch gewagter Move erfolgreich sein kann, bleibt auf der Stelle stehen. Und läuft Gefahr, früh in den Urlaub geschickt zu werden.
„Don’t stop believing“ haben Journey einst gesungen. Der Song ist so etwas wie die inoffizielle Phoenix-Hymne dieser Postseason geworden. Ebenso wie das im Office schon vergangenen Sommer ans Whiteboard geschriebene „Wer’s not f***ing done yes!“ Als ebenso inoffizieller Claim dient.
Zurück den Kilometer. Zur letzten Tour von Hagen gen Süden. Zur Fahrgemeinschaft, die sich aus einem Geschäftsführer, einem verletzten Center, einem Co-Trainer und einem Pressesprecher zusammensetzt. Noch vor der Auffahrt auf die Autobahn ist klar: Hier hat noch keiner aufgehört zu glauben, ist noch keiner fertig! Weniger aus beruflichem Ethos, sonder aus Überzeugung und einem kanalisierten Selbstverständnis. Alles reinschmeißen, alles geben, alles andere ausblenden. Über den Umgang mit einer Niederlage kann immer noch nachgedacht werden, wenn es soweit ist.
Irgendwo hinter Gießen geht’s rechts raus. Dreimal Fast Food und einmal was vom Bäcker. Beine ausschütteln und Sonne tanken. Das angeregte Gespräch aus dem Auto auf Gartenstühlen fortsetzen. Sichtweisen austauschen und verstehen lernen. Was triebt wen wie und warum an? Was macht eigentlich einen guten Point Guard aus? Die Diskussion braucht mehr philosophischen Raum und wird auf den nächsten Kilometern fortgesetzt. Warum lässt eigentlich niemand ein Mikro für einen Roadtrip Podcast mitlaufen? What happens in that car, stays in that car.
Wie auch die wilde Musikauswahl, die als steter Begleiter der Fahrt zumindest zeitweise dazu führt, dass die Passagiere verstummen und lauschen. Oder mitsingen. Gern krumm und schief. Aber mit Überzeugung.
„Don’t stop believing … Hold on to that feeling“
Fenster runter bei der Einfahrt aufs Gelände der Arena Hohenlohe. Hört ihr das, Merlins? Wir glauben an uns, so wie ihr an euch. Wir halten daran fest, bis das Spiel gespielt, die Schlacht geschlagen, der Halbfinalist ermittelt ist. Der Spielverlauf … seiner Bedeutung absolut würdig. Da wird Naz Bohannon mit einem komplett offenen, verlegten Leger fast zum tragischen Helden. Findet Crailsheim mit Maurice Stuckey am Ende eines perfekt gelaufenen Plays den perfekten Schützen, doch der Ball nur die hintere Kante des Rings. Wird sich auf der Tribüne aus beiden Lagern mit helfenden Händen um einen zusammengeklappten Fan gekümmert. Sich nach Ende tief und anerkennend in die Augen geschaut, Hände geschüttelt. Noch das ein oder andere gemeinsame Bier getrunken. Sich gegenseitig gedankt und gratuliert. Diese Serie hat nur auf dem Papier einen Verlierer, in den Köpfen und Herzen aller Beteiligten ganz klar zwei Sieger.
Die Reise geht also weiter. 400 Kilometer zurück in die Heimat. Und in den kommenden Tagen regelmäßig nach Trier und zurück. Die Karten sind neu gemischt. Die Uhr steht auf Null. Es gilt, wieder binnen kürzester Zeit zu lernen und Anpassungen zu treffen. Ob diese ebenso greifen? Wir werden sehen. Was nicht fehlen wird, ist der Mut, diese zu treffen und dann abermals alles reinzuwerfen. Bis sich eine Seite über den sportlichen Aufstieg in die Bundesliga freuen darf, während das Gegenüber plötzlich mit dem Umgang einer Niederlage klarkommen muss.
„Some’ll win, some will lose … Some are born to sing the blues.“
Mittwoch(t)
Es gibt so viele Geschichte rund um Phoenix Hagen. Geschichten, die erzählt werden wollen. Die einen etwas anderen Einblick in den Club und die internen (Denk-)Prozesse geben. Aus dem Arbeitstitel „Mittwochs-Meinung“ entwickelte sich der „Statement Wednesday“ oder auch das „Wort zum Mittwoch“, und letztlich der Begriff „Mittwoch(t)“. Es ist der etwas andere Angang an Themen, welche das Phoenix-Office umtreiben.