Mittwoch(t): Wir haben ein Problem mit unserer Geschichte

An dieser Stelle soll nochmals das Thema aufgegriffen, welches ursprünglich für die Vorwoche abgedacht war. Basierend auf dem 60-jährigen Jubiläum der easyCredit BBL. Also nochmals die allerherzlichsten Glückwünsche. Und wiederholt der Hinweis auf die für diesen Anlass aufgesetzte Homepage, die zu einer ausführlichen Zeitreise durch die vergangenen sechs Dekaden einlädt.

Es ist die absolut perfekte Vorlage, sich einmal mit der deutschen Basketball-Historie zu beschäftigen. Ehe Namen und Geschichten in Vergessenheit geraten. Besonders aus dem frühen Jahren ist vieles nicht überliefert. Es gab keine Smartphones, kaum Fernsehübertragungen. Erst später entwickelte sich der Gedanke, Ergebnisse und Berichte zu archivieren – wenn zunächst auch auf Papier gedruckt. In der Gegenwart haben Highlights-Clips und eine immer niedriger werdende Aufmerksamkeitsspanne dazu beigetragen, dass kaum ein Ereignis den Weg ins kollektive Gedächtnis schafft.

Oder wie hieß noch gleich der Typ, der neulich für Oldenburg satte 52 Punkte aufgelegt und sich damit unter die Top10 aller Zeiten geballert hat?

Wer diese Frage aus dem Kopf heraus beantworten kann UND sogar den mittlerweile vierten Absatz dieser Kolumne liest, hat bereits mit modernen Verhaltensmustern gebrochen. Jetzt können wir Freunde sein.

…und ein spannendes kleines Gedankenexperiment durchführen: Wer waren die 60 prägendsten oder besten Spieler aller Zeiten? Laut einer kleinen Instagram-Umfrage gehört für die Phoenix-Community definitiv David Bell zu diesem erlesenen Kreis. Was nach sieben Saison in Deutschland, sechs davon am Ischeland, und 2.153 erzielten Punkten gerade für einen amerikanischen Akteur durchaus legitim erscheint. Wie sieht es mit 65 Punkte-Mann Keith Gray aus, der es während seiner BBL-Zeit auf immerhin 2.761 Zähler brachte? Und wie sehr bestimmt die gelb-blaue Hagener Brille die hypothetische Diskussion rund um die beiden Guards?

Es müssen Namen her, die universelle Akzeptanz finden. Die zumindest als Basis für eine Auflistung dienen, die sich in der Folge auf „60 für 60“ erweitern ließen. Und los…

0️⃣1️⃣ Mike Jackel
0️⃣2️⃣ Chris Ensminger
0️⃣3️⃣ Wendell Alexis
0️⃣4️⃣ Mike Koch
0️⃣5️⃣ Henning Harnisch
0️⃣6️⃣ Brad Wanamaker
0️⃣7️⃣ Pascal Roller
0️⃣8️⃣ Chris Williams
0️⃣9️⃣ Per Günther
1️⃣0️⃣ John Bryant
1️⃣1️⃣ Sasa Obradovic
1️⃣2️⃣ Derrick Allen
1️⃣3️⃣ Jarvis Walker
1️⃣4️⃣ Carl Brown
1️⃣5️⃣ Norbert Thimm

Da geht selbstverständlich noch mehr. Viel mehr. Es ist jedoch auffällig, dass die Granden der Vorzeit im Hier und Jetzt nur wenig präsent sind. Was ist mit Frank Hudson? Was ist mit Georg Kämpf? Was mit Markus Jochum? Gehören sie mit auf die Liste? Keine Ahnung.

Vielleicht sind gerade diese Fragezeichen der Stein des Anstoßes, um sich mehr mit genau solchen Personalien zu beschäftigen. An ihren alten Standorten nachzuforschen. Oder zumindest in einer Ischelandhalle des Vertrauens bei einer Kaltschale mit dem älteren Phoenix-Publikum zu plaudern, um sich von der „guten alten Zeit“ berichten zu lassen. Dann geht es vielleicht um Stefan Svitek, um Rudolf Kleen, oder um Gregory Wendt.

Aber ganz bestimmt nicht um Chris Clemons.

Mittwoch(t)

Es gibt so viele Geschichten rund um Phoenix Hagen. Geschichten, die erzählt werden wollen. Die einen etwas anderen Einblick in den Club und die internen (Denk-)Prozesse geben. Aus dem Arbeitstitel „Mittwochs-Meinung“ entwickelte sich der „Statement Wednesday“ oder auch das „Wort zum Mittwoch“, und letztlich der Begriff „Mittwoch(t)“. Es ist der etwas andere Angang an Themen, welche das Phoenix-Office umtreiben.